Drogenabhängige suchen Kontakt zum normalen Leben – BuddyCare verbindet Menschen und Lebenswelten

Von Sandra Köhler

„Es wäre so schön, mal was anderes zu erleben“ „Manchmal guck’ ich zu, wie die Leute im Straßencafé sitzen und sich einfach miteinander unterhalten. Sie essen Eis oder trinken Kaffee. Das sieht schön aus. So entspannt. So normal.“
Jessica, 32 Jahre alt

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemand freiwillig mit mir ins Kino oder Theater geht. Aber vielleicht habe ich ja Glück.”
Frank, 46 Jahre alt

„Ich weiß eigentlich gar nicht genau, was mir Spaß machen würde. Das hab ich wohl irgendwie verlernt. Ich bin total gespannt, wen und was ich kennenlernen werde.”
Markus, 24 Jahre alt

BuddyCare – Was ist das? Die Integrative Drogenhilfe e.V. in Frankfurt am Main startete BuddyCare im Jahr 2009 als erstes Projekt seiner Art in der Bundesrepublik. Das Konzept basiert auf den Erkenntnissen der in den Niederlanden seit Jahren erfolgreich laufenden Buddy-Projekte. Es ermöglicht regelmäßige Kontakte und Begegnungen zwischen Drogenabhängigen und ganz normalen Menschen.
Schirmherrin von BuddyCare ist Rosemarie Heilig, Dezernentin für Umwelt und Gesundheit der Stadt Frankfurt/M.
Als Projektpatin engagiert sich Steffi Jones, Direktorin für Frauenund Mädchenfußball beim DFB.

Was möchten wir mit BuddyCare bewirken?
– Wir ermöglichen drogenabhängigen Menschen die für sie so wichtigen sozialen   Kontakte außerhalb ihres gewohnten Lebensbereichs und der Drogenszene.
– Wir bieten sozial engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus Frankfurt und Umgebung die Gelegenheit, eine sinnvolle ehrenamtliche Tätigkeit zu übernehmen, die mit den eigenen Hobbys und Interessen gut zu verbinden ist.

Warum haben wir BuddyCare entwickelt?
Für drogenabhängige Menschen gibt es vielfältige professionelle Hilfe: z.B. unterschiedliche niedrigschwellige Angebote, Beratungsstellen, Substitutionsprogramme, medizinische und psychosoziale Betreuung, therapeutische Unterstützung. Durch diese Angebote können sich viele Drogenabhängige wieder stabilisieren und neue Lebensperspektiven entwickeln. Die TeilnehmerInnen des BuddyCare-Projekts sind bereits auf einem guten Weg. Sie brauchen aber zusätzlich noch eine ganz andere Art der Unterstützung: Soziale Kontakte außerhalb der Drogenszene und jenseits professioneller Hilfen. Einfach von Mensch zu Mensch. Aber aufgrund ihrer belasteten Vergangenheit und dem jahrelangen Dasein am Rande der Gesellschaft haben sie erhebliche Hemmschwellen und Ängste, selbst auf andere Menschen zuzugehen. Viele haben den Kontakt zu Familie und Freunden verloren. Sie fühlen sich einsam und vom gesellschaftlichen Miteinander isoliert und ausgegrenzt. Dabei wollen sie sehr gerne ein bisschen Normalität erleben, wieder mehr dazugehören. BuddyCare will hier eine soziale Brücke schlagen zwischen Menschen und ihren völlig unterschiedlichen Lebenswelten.

Bei der Begleitung durch einen Buddy steht daher immer „der Mensch“ im Vordergrund des Kontaktes und nicht „der Drogenabhängige“. Ebenbürtigkeit und Geselligkeit stehen an erster Stelle. Die durch BuddyCare entstehenden neuen Kontakte, Erlebnisse und Erkenntnisse schaffen Selbstvertrauen und stärken das Selbstwertgefühl der Drogenabhängigen.

Was ist ein Buddy?
Buddys interessieren sich für drogenabhängige Menschen, sind offen für deren Lebenswelt und für neue Erfahrungen. Ein Buddy ist freiwillig ehrenamtlich tätig und bietet einem drogenabhängigen Menschen für einen bestimmten Zeitraum seine freundschaftliche Begleitung an: soziale, emotionale und praktische Unterstützung. Buddys übernehmen keine sozialarbeiterischen Tätigkeiten für Drogenabhängige, sondern verstehen sich als wertvolle Ergänzung zu professionellen Hilfen. Sie teilen ihre Freizeit für einige Stunden mit den TeilnehmerInnen, erweitern damit deren Erlebnishorizont und vermitteln ihnen ein Stück Lebensqualität. Bei einer Buddybegleitung geht es immer um den Kontakt auf Augenhöhe – von Mensch zu Mensch.

Ein Buddy und sein/e Projekt-TeilnehmerIn treffen sich über den Zeitraum von einem Jahr in der Regel einmal pro Woche und überlegen gemeinsam, was sie unternehmen wollen: einen Spaziergang, einen Kaffee trinken oder ins Kino gehen, ein gutes Gespräch führen, einen Museumsbesuch, ein Picknick im Park, eine kleine Radtour, zusammen etwas kochen – einfach Kontakt halten, Zeit gemeinsam verbringen und ansprechbar sein.

Was bietet die idh den Buddys?
• ein ausführliches Erstgespräch
• ein zweitägiges Basistraining zur Vorbereitung auf die Tätigkeit
• eine monatlich stattfindende angeleitete Buddygruppe zur Praxisreflexion • eine Ansprechperson bei allen Fragen rund um die Buddytätigkeit • Einzelberatung bei auftretenden schwierigen Situationen
• ein Budget zur Erstattung der Auslagen für die Teilnehmenden
• die Erstattung von Fahrtkosten
• Versicherungsschutz (Haftpflicht und Unfall)
• jede Menge neue Erfahrungen.

Was sind die bisherigen Erfahrungen?
Die Resonanz auf das Projekt BuddyCare ist von Seiten der Buddys wie auch der TeilnehmerInnen sehr positiv.
Anfängliche Unsicherheiten im Kontakt (insbesondere von Seiten der Drogenabhängigen) lösen sich in der Regel schnell auf, Gemeinsamkeiten werden entdeckt, Vertrauen entsteht.
Der regelmäßige Kontakt und die gemeinsamen Unternehmungen sind für die TeilnehmerInnen oft der Höhepunkt der Woche. Sie erleben zusammen mit ihrem Buddy ein Stück Normalität, entdecken neue Interessen, fühlen sich akzeptiert. Die TeilnehmerInnen werden selbstsicherer im Umgang mit anderen Menschen, gewinnen zunehmend an Selbstbewusstsein und machen die Erfahrung, dass man ohne Drogen eine gute Zeit erleben kann.
Die Buddys erleben in dem Kontakt hautnah, wie sehr sich die Lebenswelt ihres Gegenübers von ihrer eigenen unterscheidet – und wie viel sie dennoch miteinander verbindet. Im Laufe des Jahres entstehen oft sehr freundschaftliche Beziehungen, die auch nach Abschluss einer Buddybegleitung weiter bestehen.